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#metoo: Du auch? Über sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch

Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Tweet für so viel Aufsehen sorgen kann? Mit dem Hashtag #metoo drücken Tausende von Frauen aus, dass sie sexuell belästigt oder sexuell missbraucht wurden. Denn: Sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch sind viel alltäglicher, als es viele annehmen. Fast jede Frau kann ihre eigene Geschichte erzählen. Seien es unangebrachte Bemerkungen, anzügliche Berührungen oder sogar Vergewaltigung.

Es vergeht selten eine Woche, in welcher ich nicht im Club, auf der Straße oder in den sozialen Netzwerken sexuell belästigt werde. Und ich bin nicht die Einzige. Für manche Frauen beginnt sexuelle Belästigung erst an dem einen Grad, für andere wiederum beginnt sie bei einem anderen. Wenn man sich selbst aber unwohl und belästigt fühlt, dann ist es auch so. Es gibt keine Regel und kein „zu empfindlich“ sein.

Wie oft hört man von Personen (#notallmen), dass Frauen sich zu schnell beschweren und sich schon bei Komplimenten unwohl fühlen. Dass sie es einfach in den falschen Hals kriegen, wenn man doch nur ein nettes Wort verliert. Und wenn man sie dann auch noch unschuldig anfasst, sie ohne Grund ausrasten.

Die Freiheit des Einen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.

Doch wer entscheidet, wann die Grenzen überschritten wurden? Ganz klar: Die Person, deren Grenzen überschritten wurden. Nicht umsonst heißt es: „Die Freiheit des Einen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ Der Hashtag #Metoo führt nun zu einer weltweiten Sensibilisierung, die schon vor Jahrzehnten hätte stattfinden muss. Ob diese von Dauer sein wird oder nach kurzer Zeit wieder vergessen, steht noch in den Sternen.

Obwohl #Metoo derzeit primär von Frauen verwendet wird, steht der Hashtag auch Männern zu. Denn jeder kann Opfer von Belästigung und Missbrauch sein. Die Frage ist jedoch: Wie geht man nun damit um? Muss man zwingend seine Geschichte teilen, wenn man auch belästigt wurde? Oder darf man auch schweigen, ohne das Gefühl zu haben, dass man nun nicht Teil der Bewegung ist?

Ich habe bereits einige Artikel zu diesem Thema in der letzten Woche gelesen und während die einen Artikel Männer zu ihren Erzfeinden deklarieren, fühlen sich andere, als wären ihre Belästigungen nicht schlimm genug, um #Metoo zu schreiben. Letztendlich bleibt es aber jedem selbst überlassen, wie er oder sie mit dem Thema umgeht.

Denn auch, wenn der Hashtag etwas zum Rollen bringt: Diese Bewegung muss ihren Weg aus der Online-Welt ins reale Leben schaffen. Eine einfache Solidarisierung durch Statusmeldungen kann nicht genug sein, auch wenn es ein guter Anfang ist, den ich absolut befürworte. Doch wie sieht es im Alltag aus? Wie reagieren Beteiligte, wenn man sexuell belästigt wird? Und wie reagiert man selbst?

@witchoria

Ich stehe im Club und plötzlich ist eine Hand zwischen meinen Beinen. Im nächsten Moment ist sie wieder weg. Noch bevor ich die Möglichkeit habe, die Hand wegzuschlagen, ist die Person an mir vorbeigegangen. Es ist dunkel und ich erkenne nur den Hinterkopf. Aus Protest will ich die Person immerhin noch wegschubsen, dabei erreicht meine Hand nur knapp die Schulter. Ein Bekannter steht direkt neben mir. Ich sage ihm, was gerade passiert ist. Dass mich gerade jemand im Intimbereich angefasst hat. Er steht nur verdutzt da. Reagiert kaum. Als wäre ich gerade nicht sexuell belästigt worden.

Ich stelle mir schon lange nicht mehr die Frage, wieso solche Momente immer wieder passieren. Ich nehme sie hin. Zwar mit Wut, aber irgendwo scheine ich, sie akzeptiert zu haben. Weil sie zum Alltag gehören. Nicht nur zu meinem, sondern zum Alltag von Millionen von Menschen. Dabei ist das so falsch.

Wo ich früher einfach weggeguckt habe und mit den Schultern gezuckt habe, beginne ich jetzt Diskussionen. Dass ich nicht Lächeln muss, wenn ein Mann es mir befiehlt. Dass ich Hände wegschlagen darf, wenn sie mich an den falschen Stellen anfassen. Auch wenn sie den Gegenüber selten erreichen, so erhoffe ich mir dennoch Besserung.

Ich tanze mit meiner Freundin und gucke den Typen an, der sie gerade anspricht an. Er bemerkt meinen Blick und packt mich fest am Arm: „Lächel doch mal.“ Ich zucke zurück, reiße meinen Arm aus seinem Griff und sage, dass ich nicht für ihn lächeln muss. Er ist angepisst. Ich solle nicht so überreagieren. Eine halbe Stunde später kommt er zu mir und sagt, dass es ihm leid tut und er es nicht so gemeint hat. Ich bin erstaunt und erkläre ihm, wie nervig es ist, wenn man diesen Satz zehnmal am Abend gesagt bekommt. Er stimmt mir zu.

Titelbild via Unsplash

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