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Vergeben und Vergessen

Vergeben und Vergessen

Könnt ihr vergeben? Und wenn ja, könnt ihr auch vergessen?
Fragen zum Vergeben und Vergessen stelle ich mir in letzter Zeit des Öfteren. Was kann man noch vergeben? Und kann man etwas auch vergessen, obwohl es einem zu einer Zeit besonders wichtig war oder sogar sehr verletzt hat? Wie weit darf ein Mensch gehen und hoffen, dass ihm vergeben wird?  Ab welchem Zeitpunkt sollte man eine Person vergessen statt ihr zu vergeben? Und wenn man einer Person nicht vergeben kann, wird man ihr jemals vergeben können oder ein Leben lang mit der Last mit sich laufen?
Fangen wir erstmal mit dem Vergeben an. Ich kann einer Person vergeben, aber nur, wenn sie sich auch für ihr Verhalten entschuldigt und dazu steht. Warum sollte ich der Person sonst vergeben? Allerdings würde ich auch gerne vergeben können ohne, dass die Person sich entschuldigt. Denn letztendlich hängt die Last an einem selbst und nicht an der anderen Person. Ich belaste mich mit dem Verweigern des Vergebens und denke darüber noch, bin aufgebracht oder traurig, während die andere Person unbehelligt ihren Weg weitergeht und einen vielleicht sogar schon zu vergessen beginnt.
Vielleicht sollte ich diese Person auch vergessen, denn wenn eine Person einem unwichtig ist, besteht doch kein Bedarf ihr zu vergeben, da es einen ja sowieso nicht juckt, was diese anstellt, oder irre ich mich da? Vergessene Personen. Man denkt immer weniger über sie nach und wie das Leben so spielt können kürzlich gekreuzte Wege sich in der nächsten Zeit weit entfernen. Diese Personen aufzugeben, kann sehr schmerzhaft sein, aber auch eine Erlösung.  Der Prozess selbst ist die Überwindung, aber sobald man das Ziel erreicht hat, ist man froh, diesen Weg gegangen zu sein. Man muss loslassen, aber kann ich das? Mit der Zeit verliert man Freunde und lernt neue kennen. Man mag denken, dass diese besser seien, aber kann nicht bald erneut der Zeitpunkt kommen, dass man diese vergisst?

In der heutigen Zeit kann man sich bei jedem melden, dank Facebook, Whatsapp und SMS absolut kein Problem mehr. Aber je seltener etwas zurückkommt, desto weniger traut man sich wieder den ersten Schritt zu gehen. Was ist, wenn die Person einen bereits anfängt zu vergessen? Sollte man sich melden, um nicht in Vergessenheit zu geraten, oder Abstand gewähren, sodass der Gegenüber eigenständig handeln kann? Braucht der andere vielleicht Zeit, um zu vergeben, und man selbst weiß nichts davon?
Oft sind mir in solchen Situationen die Hände gebunden und ich bin unsicher, wie ich weiter handeln soll. Ich möchte nicht in Vergessenheit geraten, aber wenn unsere Wege sich trennen sollen, wird es einen Grund geben. Ich hatte bereits Ereignisse bei denen sich öfter die Wege getrennt haben und man nach einigen Jahren oder auch schon nach einigen Monaten wieder zusammengefunden hat. Diese Erfahrungen sind die schönsten. Denn so weiß man, dass man nie in Vergessenheit geraten ist, sondern immer präsent war. Natürlich nicht mehr so wie zu einer früheren Zeit, aber es wurde immer mal wieder an einen gedacht. Und man konnte mir vergeben, auch wenn ich nichts davon wusste und dieses Können möchte ich auch besitzen. Doch auch selbst wenn ich vergebe, vergesse ich nicht und erinnere mich bei jedem Anblick an die Ereignisse. Ich brauche Zeit. Stunden und Tage reichen nicht aus. Manchmal auch nicht Monate. Zeit ist das einzige Mittel, welches mir hilft alles zu verarbeiten. Nur Zeit. Denn ich muss mir selber vergeben, dass ich nicht so einfach vergeben und vergessen kann, obwohl dies mein größter Wunsch ist.

Ich hoffe, der Text war euch nicht zu viel. Keine Sorge, mir geht es gut. Dennoch wollte ich meine Gedanken zu diesem Thema loswerden. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich viele Fragen ohne Antworten stelle und eventuell könnte ich auch einen Beitrag über „Fragen ohne Antworten“ verfassen. Habt ihr ansonsten Themenwünsche? Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und ich denke an all die Flutopfer, die aufgrund der schrecklichen Flutwelle ihr Hab und Gut verloren haben.

 


  1. Nessy

    7 Juni

    also ich muss ehrlich sagen, ich kann nicht gut vergeben und vergessen. Man sagt ja immer so schön „ja, vergeben und vergessen.“. Ich war schon zu oft in einer Situation, in der ich wichtigen Menschen (komischer weise immer Männer, Bruder,Vater,Ex) in meinem Leben vergeben habe, nachdem sie mich sehr verletzt haben. Ich denke mir dann irgendwann „okay, vergib ihm. das leben geht weiter.“, aber ich behalte immer alles im Hinterkopf und traue den Menschen nicht mehr über den Weg bzw rechne schon damit verletzt zu werden, was sich leider auch immer wieder bestätigt. Bei meinem Ex habe ich ihm 3x vergeben. Nach dem 4. Versuch war dann endlich mal Schluss und jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich sage: Ich werde ihm nie vergeben. Respektieren ja, aber nie vergeben.
    Das mit dem Freunde-Vergessen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe eine Freundin, wir waren mal eine super Mädelstruppe, die sich auch immer nur meldet, wenn sie grade mal in der Stadt ist. Sobald sie wieder in ihrer Unistadt ist, sind wir anderen vergessen. Das bekommt man aber sehr schnell raus, also findet man sich damit schon ab.
    Jetzt bei meinem Auslandsaufenthalt habe ich wieder mal gemerkt, wer ein echter Freund ist und wer nicht.
    Aber eines muss man sich merken: wenn Leute dich vergessen, dann sind sie es auch nicht wert, dass du dich um sie bemühst.
    Denn eine richtige Freund/in vergisst man einfach nicht, auch wenn man vielleicht mal Wochen oder gar Monate keinen Kontakt hat (manchmal passiert sowas leider)!
    Wieder mal ein Aufsatz von mir ;D
    Liebe Grüße aus Norwegen,
    Nessy

    • Danke! Ich lese sehr gerne solch ausführlichen Antworten <3
      Und du hast recht, solche Leute, die einen vergessen, sind keine richtigen Freunde!

  2. Ein ganz toller Post meine Liebe! Du hast das geschrieben, was gerade in mir vorgeht. Ich bin momentan auch in einem Zwiespalt – melden oder nicht? Auf der einen Seite war/ist mir die Person sehr wichtig, auf der anderen Seite bin ich irgendwie aber auch schon sehr enttäuscht, dass es keinen Kontakt mehr gibt (so wie er früher war….) Herzliche Grüße

  3. Wow, schön wie du deine Gedanken hier auf den Punkt bringst. Aber gleichzeitig auch schade das man sich solche Gedanken machen muss.

    Ich habe in der Vergangenheit öfter solche Erfahrungen gesammelt… Zu dem Zeitpunkt völlig schrecklich, wenn ich jetzt aber darauf zurückblicke bin ich froh das ich diese Erfahrungen gemacht habe. :)
    So weh es tut, aber manchmal muss man die Leute dann lassen, ein stückweit „Entfernung“ tut da meist ganz gut! Vergessen kann man nicht und sollte man auch nicht. Man kann vergeben. Aber auch nur, wenn man es wirklich kann und nicht nur weil man das Gefühl hat das man jetzt vergeben muss. Wenn einem nicht danach ist und man sich mit dem Gedanken noch nicht anfreunden kann, gut. Jeder so wie er kann und will! :) Meine beste Freundin ist ein solcher Fall. Wir haben viel gemacht, gelacht, geweint, gestritten usw. Es gab eine Zeit in der wir gar nicht miteinander gesprochen haben, nicht weil wir uns gestritten haben… es kam einfach so. Ich war enttäuscht von ihrem Verhalten und sie hat es nicht bemerkt, bzw. mir den Rücken gekehrt. Irgendwann haben wir uns durch Zufall getroffen (Da gab es noch kein Facebook…:) ) und uns kurz unterhalten und wollten uns nochmal treffen irgendwann. Das haben wir auch getan. Und seitdem ist es wieder ok. Ich habe nicht vergessen, aber vergeben. Weil ich ihre Gründe für ihr Verhalten kenne und diese akzeptiere. Das ist denke ich auch so eine Sache: auch wenn man etwas nicht gut findet, sollte man sich fragen ob man das trotzdem akzeptiert!
    Mit Akzeptanz kann man auch Vergeben. :) Und dann tut es auch nicht mehr so weh, wenn man an das vergangene denkt (was man ja nicht vergessen hat. ;) )

    Oh… so ein langes Kommentar hab ich noch nie geschrieben. Hoffe das war nicht zu viel…
    xo Julia

    • Nein, das war auf keinen Fall zu viel!
      Stimmt die Akzeptanz ist auch noch ein ganz wichtiger Punkt im Vergeben und Vergessen. Danke für deinen Beitrag :)

  4. Alicia

    7 Juni

    Ganz toller Post. Du hast ein Talent dafür, deine Gedanken in Worte zu fassen. :)

  5. Jana

    8 Juni

    Ein toller Text!
    Ich versuche schon zu vergeben, aber vergessen kann ich nie. Noch nach Monaten weiß ich genau, was derjenige zu mir gesagt hat, das mich verletzt hat. Klar, mit der Zeit vergisst man schon das ein oder andere, aber die gravierenden Dinge niemals! Außerdem denke ich, dass wir Mädchen da eh viel emotionaler sind. Männer schlafen eine Nacht drüber & haben alles vergessen. Wir können entweder erst gar nicht einschlafen, oder schlafen drüber & finden es noch viel schlimmer als davor.
    Dass man sich entschuldigen muss finde ich ebenfalls sehr wichtig, wer das nicht kann geht bei mir gar nicht. Natürlich sollte man es dann auch so meinen & nicht nur lapidar dahinsagen.

    • Ja ich habe auch oft das Gefühl, dass Männer oft nicht so viel über Dinge nachdenken wie Frauen…

  6. Meike

    8 Juni

    Oh man, ein toller Post. Du spricht so schöne Themen immer an. Vergessen kann ich eigentlich nicht so schnell, aber vergeben kann ich eigentlich schon, besonders, wenn es sich um enge Freunde handelt. Nach und nach kommt dann auch das Vergessen von alleine. Aber ich muss sagen, bis jetzt habe ich mit Freunden nie solch schlimme Sachen erlebt. Es waren eigentlich bis jetzt nur so Kleinigkeiten, die zum Auseinanderleben geführt haben, aber ein großer Streit oder Fehler war nie die Ursache. Ich finde es auch um ehrlich zu sein manchmal echt doof, alles über Facebook, etc. zu regeln. Klar, es ist deutlich einfacher dort zu schreiben und ich habe selber viele Konflikte via Chat geregelt, aber irgendwann habe ich dann auch gesagt: „Komm, lass uns das mal persönlich bereden“. Naja, wenn man sich dann gegenübersteht, traut man sich plötzlich nicht mehr die Wut, die man doch so leicht per Chat ausdrücken konnte, einem direkt ins Gesicht zu sagen. Das ist mir oft aufgefallen. Oh, mir fallen noch viele Themen ein, zu denen du schreiben könntest. Gruppenzwang, also das man sich so automatisch der Mehrheit anpasst, oder auch Liebeskummer, je nachdem was dich auch selber gerade beschäftigt. Freue mich schon auf weitere Posts! :)

    • Danke für deine Vroschläge! Zum Gruppenzwang bzw Mitläufer sein wollte ich sogar etwas schreiben, da ich mich erst letztens mit einer Freundin darüber unterhalten habe :)

  7. Sophie

    9 Juni

    Sehr toller Text! Solche Situationen und Gedanken kenne ich!

    Lg. Sophie ♥

  8. Sophie

    9 Juni

    Vielen Dank! :)

  9. Schöner Text! Also ich kann eher nicht so leicht vergeben und vergessen, aber gottseidank musste ich es bisher auch nicht wirklich. Allerdings habe ich vor kurzem erst einer alten Freundin „vergeben“ bzw. wir haben uns wieder getroffen und reden jetzt auch regelmäßig miteinander. Wir hatten uns vor etwa fünf Jahren gestritten und den Kontakt abgebrochen…eine andere Freundin meinte, sie versteht das nicht. Aber man kann ja nicht auf Ewigkeit nachtragend sein ^^

    Liebe Grüße,
    Eleonora

    ♥ Mein Blog ♥

  10. Sabine

    12 Juni

    Ach Vita, ich mag dich ;)
    Das ist ein toller Eintrag, der mir momentan sehr aus der Seele spricht. Ich stehe auch oft an diesem Konfliktpunkt, an dem ich mich frage, ob ich weiter versuchen soll, auf jemanden zuzugehen, den ich vermisse, oder ob ich es irgendwann einfach gut sein lassen soll, wenn derjenige anscheinend kein Interesse mehr hat :/
    Liebe Grüße
    Sabine

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