Ist es so schwer sich für jemanden zu freuen? So schwer anderen Mitmenschen etwas zu gönnen ohne es direkt auf sich selbst zu beziehen? Ohne einen Haken zu suchen? Ohne Wenn und Aber?
Früher dachte ich immer, dass Bekannte zufrieden sind, wenn sie hören, dass es dir gut geht. Dann müssen sie nicht weiterhaken, sie brauchen dich nicht trösten, sondern können sich kurz freuen. Aber es darf dir nicht zu gut gehen. Denn dann freut sich kaum noch jemand für dich.
Seit ich umgezogen bin und studiere, bin ich zufriedener mit meinem Leben. Ich lebe gerne alleine und ich mag meinen Studiengang. Das erzähle ich auch gerne, wenn man mich fragt. Doch wirkliche Freude auf der Seite meines Gegenübers merke ich selten. Immer wieder wird nachgehakt, ob etwas denn nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. Ob man sich denn nicht doch überfordert fühlt. Ob einem die Decke nicht auf den Kopf fällt, weil man den ganzen Tag alleine zuhause verbringt. Ob man nicht zu gestresst ist, weil man nebenbei noch arbeitet. Ob man nicht eigentlich doch unzufrieden ist, obwohl man gerade erst seine Zufriedenheit bekundet hat.
Manchmal frage ich mich, warum es Menschen leichter fällt, mit jemandem Mitleid zu haben, statt sich mit der Person zu freuen. Wenn etwas nicht so gut läuft, stehen dir nur allzu viele Menschen zur Seite und natürlich ist das auch gut. Aber sobald etwas deine Erwartungen übertrifft und du das mitteilen möchtest, wird dir mit Gleichgültigkeit, Sarkasmus oder sogar Neid geantwortet.
Häufig habe ich das Gefühl, dass viele Menschen sich nicht unabhängig von ihrer eigenen Situation für andere freuen können. Direkt wird untereinander verglichen und es wird auf sich selbst bezogen. Wenn ich eine Nachricht bekomme mit dem Satz „Alles so perfekt wie immer?“ oder mir abwertend gesagt wird: „Bei dir läuft ja richtig.“, kriege ich die Krätze. Fassungslos schaue ich dann auf mein Handy oder der Person sogar direkt ins Gesicht und frage mich, wieso manche Menschen so reagieren.
Ich gehöre zu der Sorte Mensch, der sich schon über Kleinigkeiten unglaublich freuen kann. Wieso sollte ich Trübsal blasen und mich an Kieselsteinen aufhalten, wenn mich direkt nebenan eine schöne, kleine Blume anlächelt. Rückschlägen oder allgemein schlechten Situation schenke ich nicht viel Aufmerksamkeit, jedenfalls versuche ich es. Meist vergesse ich innerhalb kürzerer Zeit, was mich so aufgeregt hat, oder lache wenig später darüber. Stattdessen stelle ich positive Entwicklungen und Geschehnisse in den Vordergrund.
Doch in letzter Zeit traue ich mich manchmal schon gar nicht mehr von meinen Glücksmomenten zu erzählen. Weil es keiner hören will. Weil sich bis auf mich, meinen engsten Freunden und meiner Familie keiner darüber freut. Nicht wirklich. Und meine eigene Freude nimmt dadurch selbst immer weiter ab.
Sabine
19 April
hey Vita,
es tut mir wirklich leid, dass du das so erleben musst! Ich kenne sowas auch, allerdings finde ich es besonders schwachsinnig dann, wenn man dich sogar noch fragt! Warten die wirklich darauf, dass du etwas Schlechtes sagst, damit sie sich selbst besser fühlen können? Was ich manchmal nicht mag, sind Leute die mir ihr perfektes Glück ungefragt vor der Nase rumwedeln – das sind nämlich meistens nicht Freunde, sondern entfernte Bekannte oder Kollegen, bei denen man spürt, dass sie sich damit nur profilieren wollen – das hat dann sowas von „schau mal, ich hab alles richtig gemacht“ Aber wenn man a) danach fragt und b) mit der Person befreundet ist, verstehe ich so ein Verhalten nicht. Klar kennt man es vereinzelt, besonders materieller Neid ist leider sehr verbreitet und da ist es mir auch schon passiert, dass eigentliche Freunde eine Rechtfertigung dafür wollten, dass ich mir ein Macbook kaufe o.ä… grausam! Allerdings habe ich dieses Jahr auch schon das Gegenteil erlebt – ich habe die Zusage für meinen Traumjob bekommen und alle, Familie und Freunde und sogar ein paar Bekannte oder Nachbarn haben sich richtig für mich gefreut. Die paar, die dann neidisch sind und uns unser Glück madig machen wollen… naja, die bestätigen uns doch nur, oder ;) Wer erfolgreich und glücklich ist, muss leider auch immer mit der Missgunst ein paar derer leben, die es nicht sind. Wahre Freunde sind die, die es dir trotz eventueller eigener Unzufriedenheit gönnen :)
Vita
19 April
Liebe Sabine,
danke für deine aufbauenden Worte :)
Und herzlichen Glückwunsch auch von mir, glücklicherweise gibt es noch Menschen, die sich aufrichtig für andere freuen können !
Karin Austmeyer
19 April
Liebe Vita,
oft habe ich das Gefühl, dass viele Menschen sich wohler fühlen, wenn es anderen schlechter geht, als ihnen selbst. Ich bin ein bißchen wie du und freue mich schon über Kleinigkeiten. Bleib wie du bist und ignoriere diese Idioten einfach.
LG Karin
Mari
19 April
Wirklich wahre Worte. Aber damit bist du nicht allein, sowas habe ich auch schon das ein oder andere Mal feststellen müssen. Wirklich schade!
Liebste Grüße ♥
Mari
Alexandra
20 April
Liebe Vita,
was du schilderst halte ich für ‚typisch-Deutsch‘. In keinem Land, in dem ich bisher war, waren die Menschen so knausrig mit ihrer Emathie und Sympathie – hier ist man eher neidisch oder kritisch. Das ist in der Tat schade und auch ein wenig traurig :( Ich versuche immer mich offen und ehrlich mit meinem Gegenüber zu freuen. Klar, manchmal gelingt das nicht so gut (zum Beispiel wenn das Gegenüber ganz schön herablassend von seinem Glück erzählt), aber ich bemühre mich und finde es schön, dass du das auch so siehst! :)
Liebst ♥
Alex
Wibke Akosua
21 April
Liebe Vita,
in der heutigen Zeit ist es meist oft so, dass es dem Gegenüber nicht passt, wenn es einem zu gut geht. Das mag daran liegen, dass es einem somit besser geht, als dem, dem man es erzählt oder die Person einfach neidisch ist, weil alles so gut läuft.
Wie man es macht ist es falsch. Erzählt man, dass es einem richtig gut geht und alles super läuft, hält sich die Freude darüber der anderen in Grenzen, weil es einem augenscheinlich zu gut für den Geschmack des anderen geht. Erzählt man, dass es einem total mies geht, will das auch keiner hören. Schade eigentlich, dass das heutzutage bei vielen Menschen so ist.
Ganz liebe Grüße und hab einen schönen, sonnigen Tag,
Wibke
Moony
21 April
Hey! :)
Das ist irgendwie… echt doof – wobei das jetzt wieder in Richtung Mitleid bekunden geht, was? :D
Ich finde es eigentlich toll, wenn es Menschen, wie dich gibt, die sich über Kleinigkeiten freuen können und damit Negatives einfach mal beiseite schieben. Das ist doch eigentlich gut und schön, denn es gibt genug Menschen – zu denen ich mich selbst leider auch zählen muss – die das eben nicht können und sich viel schneller und ‚leichter‘ an schlechten Dingen aufhängen.
Leider kenne ich das auch ein wenig, dass es immer heißt „Ja, das ist ja auch eigentlich alles schwer und du kannst das ja auch ruhig so sagen!“
Ich stecke momentan eher in der Klemme, anderen Leuten beizubringen, dass mir das erste Semester nicht zu schwer war, sondern, dass es einfach nicht das Richtige ist. Mir wird dann auch oft gesagt, dass ich mich überschätzt habe. Anstatt einfach mal darauf zu hören, was die Person sagt, wie bei dir, dass es dir gut geht, du gerne mal alleine bist (was ich definitiv sehr sehr sehr gut nachvollziehen kann und diese blöden da-fällt-dir-aber-irgendwann-die-decke-auf-den-kopf-Sprüche nerven mich auch immer zu Tode!) und zufrieden und glücklich bist, wie es ist!
Ach da kann man so lange und viel drüber philosophieren…
Liebe Grüße
Moony
herzballon
22 April
Hey Vita,
erst heute hatte ich ein Gespräch über genau dieses Thema.
Ich finde es ehrlich gesagt genauso schockierend wie du, dass sich niemand mehr wirklich für andere freuen kann. Dabei verstehe ich nicht einmal was man davon hat, wenn der andere unglücklich und unzufrieden ist. Die eigenen Situation verbessert sich dadurch auf jeden Fall nicht. Es ist wirklich traurig.
Ich kann aufrichtig sagen, dass ich mich für dich freue, dass du mit deinem Leben aktuell zufrieden bist und ich hoffe, dass es für dich so gut weiter geht.
Anneke ♥
Flo Eyeliner
23 April
Erst einmal vielen Dank für dein Kommentar auf meinem Blog!
Ich kann es auch nicht verstehen wieso Menschen so sind, habe da ähnliche Erfahrungen gemacht. Als ich mit 23 zu Hause ausgezogen bin und im Januar 2015 in meine erste eigene Wohnung gezogen bin war ich auch unglaublich glücklich und bin es noch immer. Natürlich teile ich anderen Bekannten und Freunden gerne mit, warum ich mich so wohlfühle. Entweder zweifelt man, dass ich das schaffe oder es wird ins schlechte Licht gerückt!
Ich freue mich für dich und ich bin mir sicher, dass du deinen Weg gehen wirst. Meiner Meinung nach braucht man so Menschen nicht, die an dir selbst und deinem Können zweifeln. Man kann so viele Dinge schaffen, die man sich vorher nicht getraut hat.
Sidney
24 April
Ja, man sieht es leider immer wieder, dass es den anderen Menschen schwer fällt, sich mit einem zu freuen. Das liegt aber weniger daran, dass sie es einem nicht gönnen. Vielmehr liegt der Hase auf der anderen Seite im Pfeffer: Wenn du einem Menschen sagst, dass es dir nicht gut geht, dich irgendwas belastet, beschäftigt, du unzufrieden bist oder sonst irgendwas nicht stimmt, dann fängt dieser Mensch immer und automatisch an zu vergleichen (das ist ein un bewusster Vorgang). Er vergleicht seine eigene Situation mit deiner und wenn es dir schlechter geht, als ihm, dann kann er aufatmen und sich selbst sagen: Hey, mir geht es gar nicht so schlecht im Vergleich zu ihr. Das gibt Auftrieb und ein Stückweit auch Kraft.
Ich merke es auch immer wieder an mir selbst. Eine sehr gute Freundin hat mittlerweile ihren Lebenspartner gefunden, sie macht an der Abendschule ihr Abitur nach und sie erwartet ein Kind. Ich habe in den letzten Jahren jeden Absturz miterlebt und gönne es ihr von Herzen, dass es ihr so gut geht. Im Umkehrschluss frage ich mich aber auch, was bei mir schief läuft, warum ich nicht auch dieses Glück habe. Klar, ich bin gesund, ich habe meinen Lebenspartner ebenfalls gefunden, meine vier Katzen begleiten mich. Aber im Umkehrschluss habe ich eine Prüfung nach der anderen zu bestehen. Es gibt kaum eine Minute in der ich durchatmen kann, an der nächsten Ecke wartet bereits der nächste Schicksalsschlag.
Somit fällt es tatsächlich leichter, einem anderen Menschen zuzuhören, wenn es diesem Menschen schlecht geht, als ihm zuzuhören, wie toll doch alles läuft, wenn man selbst zu kämpfen hat.
Liebe Grüße,
Sidney
Sarah
3 April
Hay liebe Viat,
Erstmal großes Lob an deinen Blog, ich liebe ihn! Habe sehr lange nach einem gesucht der genau das ist was deiner ist. Ich liebe deinen Schreibstil, dein Desing, deine Bilder, einfsch alles!
Ich muss sagen über das Thema denke ich auch oft nach. Da ich scheinbar (so wird es mir oft gesagt) alles schon rede und es mir nicht eingestehen will, denk ich auch bei dem Thema positiv.
Ich meine, wie oft wird man heutzutage „nur dahin geredet“ gefragt wie es dir geht, nur um ein Gespräch zu führen oder höflich zu sein.
Wenn ich nachhacke, „ist wirklich alles so super wie du sagst“ mach ich das bei Guten Freunden, von denen ich weiß das sie eine schwere Zeit durchstehen, weil ich weiß das es einem oft (nicht immer) besser geht wenn man seine Gefühle ausspricht.
Vllt denken viel deiner Leute so wie ich?
Aber du siehst ich drehe immer alles positiv. Kann sowohl eine gute aber auch eine Eigenschaft sein die dir oft zu plagen kommt.
Übrigens mag ich den Satz der in dem Bild steht. Vllt sollten mehr Menschen nach diesem Motto leben, ohne wenn und aber glücklich sein!
Liebe Grüße, Sarah♡
Vita
4 April
Liebe Sarah,
erst einmal: WOW!
Vielen vielen Dank für deine tollen Worte :) Das freut mich riesig zu hören und genau für solche Momente schreibe ich <3
Und nun zum Thema: Eigentlich ist deine positive Einstellung etwas wirklich schönes, was du dir nicht nehmen lassen solltest. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass ich einfach zu misstrauisch bin und mir diese positive Einstellung einfach mit der Zeit abhanden gekommen ist.
Liebe Grüße,
Vita
Lucky Luke
8 Mai
Als ich das las – ich hätte es genauso schreiben können (nur nicht so gut).
Mir gehen diese Gedanken immer öfter durch den Kopf, denn auch mir geht es echt gut und ich kann mich enthusiastisch Freuen. Kommt selten gut an. So arbeite ich daran, andere damit nicht zu stören.
Danke für diesen Eintrag, ich bin nicht der Einzige! Und schon freue ich mich wieder, verdammt ;)