Wenn alles gut läuft, wartet man gerade zu darauf, dass etwas wieder schief läuft. Wir reden uns ein, dass wir es sowieso nicht schaffen und sind überrascht, wenn es doch einmal klappt. Wir muten uns zu wenig zu und lassen anderen den Vortritt, weil wir befurchten zu scheitern. Aber warum?
Warum warten wir darauf zu scheitern?
Gestern erst saß ich im Kino und schaute „A World Beyond“. Eine Empfehlung gibt es meinerseits nicht, dennoch ist mir ein Satz am Ende der Geschichte nicht mehr aus dem Kopf gegangen: „Man sendet euch kleine Warnungen, damit ihr sie entdeckt. Doch statt sie zu bekämpfen, stürzt ihr euch gerade zu darauf. Ihr verschlingt und erwartet sie. Ihr wartet auf den Untergang.“
Auch wenn die dystopische Zukunftszeichnung mir in diesem Moment zu viel war, so habe ich überlegt, ob in diesem Satz ein Funken Wahrheit liegt. Aber nicht nur in all den großen Katastrophen, sondern auch in den kleinen, alltäglichen Dingen.
Wenn eine Prüfung ansteht, ist der erste Gedanke doch meist, dass man panische Angst vor dem Scheitern hat. Nicht gut genug ist. Immer wieder flackert ein Moment auf, in dem man an sich glaubt und weiß, dass man es schaffen kann, aber dann verfliegt er wieder und wird verdrängt von den schlechten Gedanken. Von den Gedanken vom Scheitern. Doch statt sie zu verjagen, füttern wir sie immer mehr.
Genau so fühle ich mich in diesem Moment. Meine Prüfungen und Projektabgaben stehen an und ich erwarte das Scheitern. Nicht weil ich mein Können komplett unterschätze, sondern weil meine Zeit mir davonläuft und ich sie einfach nicht einholen kann. Statt aktiv zu werden, überfällt mich die Panik und ich verfalle in Schockstarre. Alles bleibt liegen, aber trotzdem komme ich nicht voran. Doch das hat jetzt ein Ende.
Mir bleibt ein Monat. Ein Monat mit so vielen Tagen und noch mehr Stunden. Zeit, die ich aktiv nutzen werde und nicht verschwenden. Denn ich werde nicht auf mein Scheitern warten. Ich kann mehr als das. Ich muss es mir nur immer wieder vor Augen halten. Dann ist der Erfolg auch nicht mehr fern.
Yonas
21 Juni
Hey Vita!
Ich hab seit c.a 2 Wochen mein Abitur hinter mir (und glücklicherweise bestanden). Ich hatte mir am Anfang der 11 Klasse mehr oder weniger das Ziel gesetzt, durchzukommen aber nicht enttäuscht zu sein, wenn ich es nicht schaffen sollte. Ich habe nichts von mir selbst erwartet und bin mit dieser Einstellung ganz gut durchgekommen! Auch wenn ich hier und da viel mehr hätte machen müssen, bin ich durchgekommen!
Natürlich ist die Einstellung nicht gerade von Vorteil an der Uni, jedoch finde ich, wenn man etwas ohne NC studiert und die gesamte Oberstufe im Prinzip für dich egal ist, wieso sollte ich mich überaus anstrengen? Verstehst du was ich meine?
Ich kann mittlerweile mit der Angst vor dem Scheitern umgehen. Ich glaube keiner kann sie verdrängen, aber man kann lernen sie Effektiv einzusetzen wie z.B. beim Lernen. Ich prokrastiniere für mein Leben gerne, und ich sag mir dann immer selbst, wenn ich das Gefühl habe, nicht fertig zu werden: „Du hast es aufgeschoben, du bist selbst Schuld – und jetzt setz dich hin und mach es fertig!“ klappt meistens :p
Grüße
Yonas
Alexandra
22 Juni
Ich kann so gut verstehen, wie du dich gerade fühlst! Mir geht es ganz ähnlich und ich wache nur langsam aus der Schockstarre auf.
Es kann schon sein, dass wir schlechte Ergebnisse geradezu erwarten – aber immer nur das Gute zu erwarten hilft auch nicht wirklich. Menschen halt ;P
Ralf
22 Juni
Auf meinem Blog beschäftige ich mich (mit einer bis jetzt dreiteiligen Artikelserie) mit dem Scheitern. Wenn wir nicht wissen wer wir sind und was wir wollen steigt die Wahrscheinlichkeit in einer komplexen Welt zu scheitern. Wenn wir gut ausgebildet sind, in einem Beruf der überlaufen ist, in einer Stadt in der jeder leben will, steigt die Wahrscheinlichkeit zu scheitern auch. Das denke ich mir dauernd bei der dritten Staffel Girls und kann es fast nicht ertragen zuzusehen. Davon wird sicher mein vierter Scheitern Artikel handeln. Und noch was fällt mir auf: Scheitern-Artikel werden gerne von Journalisten geschrieben, deren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt so schlecht sind wie im Kohlebergbau. Also schreibt eine Berufsgruppe über eine Generation die viele Optionen hat und doch nichts erreicht (und meint sich selber).