Früher, ach ja früher. Früher musste ich immer das letzte Wort haben. Früher habe ich jeden Streit bis zum allerletzten Punkt ausdiskutiert. Früher musste ich mich immer selber erklären. „Aber wieso hast du denn nicht gesagt, dass dich das nervt?“, frage ich ihn. Ich konnte einfach nie verstehen, wieso Menschen nicht reagieren. Den Sturm und die Flut einfach über sich ergehen lassen und dann mit ihrem Leben weitermachen, als wäre nichts passiert.
„Du musst mit ihr reden! Ihr müsst das doch klären!“, sage ich meiner Freundin. Stattdessen meldet sie sich nie wieder bei ihrer Freundin und die Freundschaft zerbricht. Aber hat es ihr geschadet? Nein, meiner Freundin geht es auch ohne diese Freundin gut. Weil sie einfach mal nicht reagiert hat. Einfach still gesessen und es an sich vorüberziehen lassen hat. Bis es abgeebbt ist und nichts mehr davon übrig war.
Manch einer mag sagen, dass es Ignoranz sei. Andere, dass man faul ist. Ich kann es bis heute nicht erklären. Früher habe ich mich immer gemeldet und den Streit geklärt. Damit auch bloß kein Funken Unsicherheit übrig bleibt. Damit beide Parteien wissen, woran sie sind. Mir fällt es schwer jemandem abzusagen, ohne zu erklären, warum ich keine Zeit habe. Aber müssen die anderen das eigentlich wissen? Es ist doch schließlich meine Sache oder etwa nicht?
Wenn ich mir Serien anschaue und die Protagonisten hinter dem Rücken ihrer Liebsten allerlei Sachen machen und lügen, was das Zeug hält, kann ich die Serie einfach nicht ernst nehmen. Ich weiß natürlich, dass das übertrieben ist – aber ein Funken Wahrheit steck in diesen Handlungen. Sonst wären andere Menschen nicht darauf gekommen das Drehbuch so zu schreiben. In meinem eigenen Drehbuch gibt es solche Momente aber nicht. Ich baue auf Ehrlichkeit und versuche Probleme immer zu lösen. Aber das war früher.
Mittlerweile habe ich gelernt, wann es besser ist, sich zurückzuhalten. Einfach mal die Schnauze halten. Still halten. Und den Sturm vorüberziehen lassen. Wieso sich den Kopf zerbrechen über eine Nachricht von einer Person, mit der man kaum befreundet war? Was juckt es mich, was andere denken? Ich weiß schließlich, dass es nur Gerüchte sind, und meine Freunde wissen es auch.
Ich habe aufgehört auf jede Kleinigkeit zu reagieren. Immer zu kontern. Immer das letzte Wort zu haben. Manchmal schalte ich dann einfach ab und denke nicht mehr daran. Etwas hat mich gestört? Ja klar, aber ich komme nicht mehr in diese Situation – wieso dann groß ausdiskutieren? Denn manchmal ist es besser, wenn man reagiert, indem man nicht reagiert.
Lilly
5 Oktober
Dein Post hat mir aus dem Herz gesprochen! Ich bin froh, dass ich schon relativ früh mit dieser Art auf Dinge und Menschen zu reagieren angefangen habe. Deswegen habe ich wahrscheinlich auch nicht ganz so viele Freunde wie andere, aber eben nur die Besten :)
Carina
7 Oktober
Du hast es genau auf den Punkt gebracht… Ich war früher auch immer so, dass ich es nicht ausgehalten hab etwas nicht geklärt zu haben. Und jetzt seh ich das total anders. Wenn von der anderen Person nichts kommt, kommt auch von mir nichts. Easy as that!
Alles Liebe, Carina
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Jana
10 Oktober
Tolle Worte! Aber so wird man mit der Zeit echt. Ich bin früher Freundinnen hinterher gerannt, hab mich bemüht & irgendwie kam nichts zurück. Irgendwann habe ich, zwar mit Worten, einen Schlussstrich gezogen, aber mir ging es danach einfach besser. Freundschaft gekündigt & mir geht es super. Hätte ich nie gedacht, dass Loslassen auch gut tun kann. Mir ist so eine Last von der Schulter gefallen. Wahre Freunde trifft man gerne & ohne Zwang & ohne Hinterherrennen – das sollte man in viel mehr Situationen durchziehen, nicht nur privat!
♥