Während der Feminismus gerade seinen Piek in den westlichen Kultur erreicht, geht die Gegenbewegung des Postfeminismus gleichzeitig auch in die Höhe. Aber was ist das überhaupt? Und wieso ist diese Erscheinung gerade jetzt wieder so präsent?
Was ist der Postfeminismus?
Der Postfeminismus erklärt sich eigentlich schon durch seinen Namen. Diese Bewegung ist zeitlich gesehen nach dem Feminismus erschienen. Der Postfeminismus beruft sich auf den Feminismus und verwendet dessen Theorien für seinen eigenen Zweck.
Wie drückt er sich aus?
Der Postfeminismus drückt sich insofern aus, als das wir nach alten Normen, Sicherheiten und Gesellschaftsstrukturen suchen. Im Postfeminismus wird behauptet, dass die Ziele des Feminismus schon längst erreicht sind und dementsprechend nicht mehr für die Gleichberechtigung gekämpft werden muss. Stattdessen kann man wieder zurück zu den eigentlichen Problemen der Gesellschaft.
Gleichzeitig begeben sich Postfeministen in alte Geschlechternormen. Frauen kleiden sich betont feminin und suchen Halt als Hausfrau, während Männer wieder zu Familienoberhäuptern werden. Der Feminismus wird somit destruiert.
Haben wir den Postfeminismus nicht schon längst erreicht?
Mal davon abgesehen, dass Postfeminismus (leider) nicht nur den zeitlich nachfolgenden Punkt des Feminismus beschreibt, ist der „Post-Feminismus“ noch lange nicht erreicht. Wenn man ein paar Statistiken zum Gender Pay Gap liest oder auch nur die sexistischen Kommentare vom Kollegen hört, weiß man, dass wir noch lange nicht angekommen sind.
Einerseits kann ich verstehen, dass man sich gerne in alte Rollenbilder zurückfinden will, weil man es nicht anders kennt. Aber wenn man auch nur eine Sekunde über die Folgen nachdenkt, weiß man, dass dies keine Option ist. In einer Zeit, in der wir die Wahl zwischen Hunderten von Möglichkeiten haben, erscheinen alte Normen und Sicherheiten als seriös und werden dankend angenommen. Du musst dich nicht mehr entscheiden, sondern kann genauso leben, wie deine Vorfahren. Aber wo bleibt da der Fortschritt?
Wollen wir wirklich in alte Muster verfallen? Selbst als unterdrückte Frau in einer Beziehung leben, statt uns dagegen zu stellen und lang geforderte Ziele endlich zu erreichen? Wenn wir immer die einfachste Option gewählt hätten, würden wir nicht da stehen, wo wir jetzt gerade sind. Deshalb sollten wir uns nicht auf den Lorbeeren vergangener Heldinnen ausruhen, sondern weiter für den Feminismus kämpfen.
Noch mehr Feminismus:
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Lili und Marlene
21 März
Liebe Vita,
ich bin Jahrgang 1961, das heißt, ich bin junges Mädchen gewesen, als Alice Schwarzer ihre Hochzeit in den ersten Talkshows hatte und ich heiße Diskussionen mit meinem Vater.
Alles, was junge Frauen heute tun oder lassen können, ist von den Müttern und Großmüttern hart erkämpft. Wir sehen in anderen Ländern und Kulturen, dass es nicht selbstverständlich ist, wie frei und selbstbestimmt wir hier leben können. Ich wünsche mir, dass wir diese Freiheit verteidigen.
Liebe Grüße, Marlene